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Ein ganz wunderbarer Ort

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Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz spürt nach fünf Jahren: Es funktioniert

Himmelpforten. Sie fühlen sich zu Hause. Sie können im großen Garten schweifen, ein wenig in der Küche helfen, eigene Mätzchen pflegen oder im Fernsehsessel dösen. Immer ist jemand da, den sie kennen, der nett zu ihnen ist. „Genau so habe ich mir die Wohngemeinschaft vorgestellt“, sagt Regina Fleck vom Demenz-Verein Herbstzeitlose. „Es ist ein wunderbarer Ort,“ sagt Ute Schrieber, die zwei Angehörige im Hüsselhuus hat.

Die vor fünf Jahren gegründete ambulant betreute Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz in Himmelpforten funktioniert nach dem Prinzip der Selbsthilfe. Es sind die Angehörigen der acht Bewohner, die den Alltag im Haus Forth 42 bestimmen und sich dabei von Pflegedienst, Ärzten, Laienhelfern, Hauswirtschaftshilfen, Ehrenamtlichen, Hospizdienst und dem Verein helfen lassen.

Der Verein Herbstzeitlose unter Leitung von Regina Fleck hatte das private Wohnprojekt einst initiiert. Die Krankenschwester, die hin und wieder Nachtwachen übernimmt, spricht vom „Stader Modell“. Der Verein ist nicht Träger, aber er gewährleistet die Konstanz, nimmt an den regelmäßigen Angehörigentreffen teil, gibt Impulse. Weil Himmelpforten rund läuft, denkt er bereits an eine zweite Initiative.

Anders als ursprünglich gedacht, leben im Hüsselhuus viele ältere Menschen, die solange wie möglich zu Hause geblieben waren. Gerade erst ist wieder ein 93-Jähriger eingezogen – dem man sein Alter aber partout nicht ansieht. Fast alle sind in Pflegestufe III, brauchen Hilfe bei jeder alltäglichen Verrichtung wie dem Anziehen des Pullovers oder dem Gang zur Toilette.

Das setzt ihrer Mitwirkung im Haushaltsgeschehen Grenzen. Auch ist das ältere Gutshaus mit seinen Treppen und Winkeln nicht ideal – fünf der acht Zimmer sind im Obergeschoss angesiedelt. Aber den Familien, die sich auf das Hüsselhuus-Projekt einlassen, sind die Wärme und Seele des Hauses wichtig. Dass sich die Mutter, der Lebensgefährte oder der Onkel wohlfühlt.

„Er schäkert, kuschelt, gibt Küsschen – so kenne ich meinen Onkel gar nicht“, sagt Ute Schrieber. Die Haus- und Familienpflegerin ist wie Gisela Groß eine der beiden Ansprechpartnerinnen für das Hüsselhuus und in einer Zwitterstellung – als Angehörige und Beschäftigte. Aber Schrieber spürt, dass es funktioniert. „Ich kann zwischen allen vermitteln.“

Angehörige können und sollen im Hüsselhuus ein- und ausgehen. Sie sind an keine Besuchszeiten gebunden, können Einblick nehmen in die Pflegedokumentation, ihre Lieben zum Ausflug mitnehmen oder an Mahlzeiten teilnehmen. Sie haben aber auch Pflichten wie das Einkaufen, Renovieren und den Einsatz beim Gartentag, der zweimal im Jahr ansteht. Der nächste ist am 21. April.

Die Stimmung im Hüsselhuus ist gelöst. „Nicht immer, aber zu 97 Prozent“, lachen Anja Päper und Andrea Vollmers. Wenn es einer Betreuungskraft mal selber nicht gut geht, verzieht sie sich kurz in die Wäschekammer oder lässt sich im Umgang mit einem Bewohner ablösen.

Im Hüsselhuus gehört auch der Tod zum Alltag – und der verbreitet Traurigkeit, aber keinen Schrecken. „Wir leisten hier eine sehr gute Sterbebegleitung“, sagt Regina Fleck. Hospizler, Angehörige und Angestellte lassen den Schwerkranken „ganz ruhig gehen“, beschreibt Ute Schrieber den allerletzten Lebensabschnitt
im Hüsselhuus.

Information

Wohngemeinschaft Hüsselhuus in Himmelpforten, Ute Schrieber
Tel.: 0 41 44/ 60 69 88

Verein Herbstzeitlose, Regina Fleck
Tel.: 0 41 63/ 82 48 35.

Quelle: Stader Tageblatt, Artikel vom Dienstag, dem 15.04.2008


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